Der Insider

Skipper Jörg Graff berichtet über Kykladen- und Dodekanes-Häfen:
23.07.2006

Jörg Graff schreibt: Meine Hafenbeschreibungen sind nur knappe Momentaufnahmen und auch sicher nicht für alle Zukunft gültig, aber sie enthalten aktuelle Informationen für andere Segler. Ich will keine Hafenführer ersetzen, sondern allenfalls ergänzen.

Vorab: Zum Thema "Ein- und Ausklarieren in GR" verblüfft mich immer wieder die Willkür der einzelnen Hafenbehörden. In Pythagorion kostet das Einklarieren ca. 45 EUR, das Ausklarieren ca. 10 EUR, jeweils zuzüglich ca. 5 EUR Hafengebühr. In Symi kostet das Einklarieren 15 EUR und das Ausklarieren gar nix, ebenfalls zuzüglich ca. 5 EUR Hafengebühren und weitere 5 EUR an die Firma "Kapsalakis Theodoros, Schiffsdienstleistungen" für die Dienstleistung "Anbinden eines Schiffes" (steht so auf der Quittung) und lautes Pfeifen mit der Trillerpfeife (steht nicht auf der Quittung). Letztere Gebühr ist vermeidbar, wenn man sein Schiff selbst anbindet. In Kos kostete z. B. das Einklarieren vor zwei Jahren 45 EUR wie in Pythagorion, im letzten Jahr nur 15 EUR wie in Symi. Nichts ist beständig, in GR schon gar nicht.


Zu den Häfen:

Samos, Marathokampos: Etwas öder, aber gut geschützter Fischerhafen mit Platz an den verschiedenen Molen oder frei ankernd im Hafenbecken. Ruhig, Wasserhahn am Außenkai mit fließend Heißwasser (180 m schwarze Zuleitung in der Sonne). Gute Versorgung mit Bäcker, Lebensmittelladen und Restaurants.

Ikaria, Agios Kyrikos: Enger Fischerhafen, innen wenige (2-3), außen sehr schwellige Liegeplätze für Yachten. Gute Versorgung, Wasser am Kai schwierig zu erhalten, Strom gar nicht.


Manganitis

Ikaria, Manganitis: Kleinster Fischerschutzhafen, Platz für max. 2 Yachten, völlig offen nach SW mit entsprechendem Schwell. Hübscher Ort, keine Versorgungsmöglichkeit.

Mykonos, Marina Tourlos: Diese "Marina" hat reichlich Liegeplätze, ausgestattet mit nicht funktionierenden Strom- und Wasseranschlüssen, stabile Mooringketten mit nur sporadisch vorhandenen Mooringleinen (der Anker hält an diesen Ketten perfekt und kann bei nur 3-4 m Wassertiefe auch ganz leicht per Tauchgang wieder befreit werden). Lokales Hafenamt hat immer vormittags von 10:30 bis 11:30 Uhr auf und erspart den Weg in den Hauptort. Nur übliche Hafengebühren, keine Marinapreise.


Naoussa

Paros, Naoussa: Sehr schöne nagelneue Marina direkt am alten Hafen "angeflanscht", alle Facilities (WC, Duschen, Strom, Wasser), noch günstige Gebühren. Im hübschen, ruhigen Ort alle Versorgungsmöglichkeiten. Wohltuende Ausnahme zu der sonst meist desolaten Marina-Infrastruktur in den Kykladen.

Naxos, Stadthafen: Eng und voll belegt. Mit Glück bekommt man einen Liegeplatz an einem der beiden Yachtkais. Mooringketten an der Innenseite der Außenmole und an den zwei Quermolen, Mooringleinen nur noch wenige vorhanden. Auch hier ist das Freitauchen des Ankers von der Mooringkette bei 3-4 m Wassertiefe kein Problem. Keine Gebühren im Hafenamt, geringe Gebühren vom Hafenmeister für Strom und Wasser. Im Ort sämtliche Versorgungsmöglichkeiten.


Katapola

Amorgos, Katapola: Schöner Hafen mit meistens genügend Platz. Man sollte den Anlegeplatz der Lokalfähre (ist tagsüber unterwegs, übernachtet aber hier) freilassen und auch seinen eigenen Anker nicht in den Bereich der Fähre und deren Anker legen. Strom und Wasser gegen Gebühr am Kai. Keine Facilities.

Santorin, Vlychada: Nur für flachgehende Boote geeignet. Wenn man weiß, wo die Sandbänke in der Einfahrt liegen, sind 2 m Tiefgang gerade noch akzeptabel, wenn nicht, sind 1,80 m schon zu viel! 1,60 m sind problemlos. Der Hafen fungiert seit Sommer 2010 als "Marina", soll heißen: In den Liegegebühren von 15 EUR pro Tag ist Wasser und Strom eingeschlossen. WC vorhanden, Duschen außer Betrieb. Ansonsten ist noch nix von den angekündigten Mooringleinen zu sehen. Selbst in der Vorsaison kriegt man oft nur einen Platz längsseits im Päckchen. Im Außenbereich hinter dem Wellenbrecher steht reichlich Schwell, im Innenbereich wird viel Platz von einem halben Dutzend großen Cats (die haben keine Probleme mit den Sandbänken!) für Tagesausflüge in die Caldera belegt.

Anafi: Natürliche Mole an der Südseite der Insel, bestehend aus einer zubetonierten "Halbinsel", die weit nach Süden herausragt, mit Fähranlegern an beiden Seiten, ansonsten nach Süden völlig offen. Auf der Ostseite kann man bei Winden aus West bis Nord auf gut haltendem Sandgrund (3-4 m) einigermaßen sicher ankern. Allerdings steht dort fast immer Schwell, und man sollte sein Schiff mit Bug- und Heckanker möglichst genau gegen die Schwellrichtung ausrichten. Dieser Ankerplatz ist - passendes Wetter vorausgesetzt - für eine Zwischenübernachtung auf dem langen Schlag von Santorin nach Astypalaia geeignet.


Astypalaia

Astypalaia, Skala: Neue Mole (3 Jahre alt) für bis zu 12 Yachten, man liegt sehr sicher, sofern der Anker gegen die recht heftigen Fallböen aus NW hält. Leider hat im letzten Winter ein SO-Sturm die Strom- und Wassersäulen zerstört. Wasser kann man dennoch gegen Gebühr über einen langen Schlauch beziehen. Hübscher Ort mit brauchbarer Infrastruktur. Keine Facilities.

Nisyros, Paloi: Es gibt jetzt eine Hafenbehörde (über der Mopedvermietung in der SE-Ecke des Hafens) mit mäßigen Gebühren. Ansonsten liegt man dort wie immer recht geschützt, bei starkem Nordwind kriegt man hinter der Außenmole gelegentlich eine Gischt-Dusche ab. Bei Aphrodite kann man eine gepflegte warme Dusche für 3 EUR mieten.


Paloi


Ergänzungen von Skipper Dirk Heinemann
zum Törnführer Griechenland 3, Ausgabe 2006
Juni 206

Soeben bin ich von einem 14-tägigen Dodekanes-Törn zurückgekehrt. Zur nautischen Literatur gehörte u.a. der von Ihnen überarbeitete Band 3 der Törnführer von G. Radspieler (5. Auflage, Kaufdatum Mai 2006). Zunächst einmal möchte ich Ihnen für die Mühen der Überarbeitung danken. Die Angaben erwiesen sich an vielen Stellen als aktuell. An einigen Punkten aber war der Törnführer irreführend bzw. ungenau. Erlauben Sie mir daher einige ergänzende bzw. korrigierende Hinweise, die Sie gerne weiter verwenden dürfen.

1. Kalymnos Hafen:
Der auf S. 127 befindliche Plan ist irreführend: Die angeblich im Bau befindliche Marina existiert überhaupt nicht, es gibt nur die zutreffend eingezeichnete große Außenmole. Als ich im Hafenamt Ihr Buch mit dem Plan zeigte gab es nur lautes Gelächter. Meine Bemerkung, das Buch stamme schließlich von 2006 konterte ein Beamter mit der Bemerkung: "Perhaps we have a marina in 2106!"

Anmerkung dazu vom Insider: Die Stege, die bereits 1996 ausgelegt waren und an denen ich mehrfach festgemacht hatte, wurden beseitigt. Noch im Sommer 2005 wurde von behördlicher Seite erklärt, die Marina werde demnächst eröffnet. So kann das gehen. Deshalb die Bitte an alle Radspieler-Buch-Besitzer: Den Hinweis auf die Marina auf S. 127 streichen!


Chalki

2. Chalki:
Hafen: Es gibt jetzt Wasser (Schlauch vorhanden) und Strom an Landseite des Steges. Wird auf Anfrage in der gegenüberliegenden Eisdiele freigegeben.

Der Schwimmsteg ist zwar wackelig, aber mit sehr großen Betonblöcken im Grund verankert. Den Belastungen von ca. 10 Segelyachten und einem Gület hielt er problemlos stand. Die von Ihnen angemerkten sich kreuzenden Kettenverankerungen am Stegskopf fallen so steil ab, dass man sich der Stirnseite bis auf ca. 2 m – langsam – nähern kann. - Am Schwimmsteg muss man in der Hochsaison auf Anweisung der Hafenpolizei auch römisch-katholisch festmachen, was ich angesichts der Labilität des Steges dann doch nicht gemacht habe. Nachdem ich an der Ostseite längsseits gegangen bin und auch noch ein weiteres Schiff Päckchen akzeptiert habe, war auch dies der Hafenpolizei genehm. Gut abgefendert und in Gegenrichtung aneinander festgemacht, haben wir auch den z.T. erheblichen Schwell der Fähren gut überstanden. - Eventuell kann man an der Westseite römisch-katholisch anlegen, aber dann belasten die teilweise starken Fallböen den Anker sehr und der Grund hält offenbar schlecht. Bei Meltemibedingungen sind zwei Yachten mit dem Heck gegen den Steg gedrückt worden. Da die Anker schlierten, verliessen sie den Platz.    

Bucht Ormos Potamos auf Chalki:
Bei meinem Besuch vom 5.-7.7.06 war die komplette innere Hälfte der Bucht durch Begrenzungsbojen der Coast Guard für Ankerlieger gesperrt! Missachtung soll angeblich mit erheblichen Geldstrafen geahndet werden. Nach Auskunft des dortigen Tavernenwirtes eine erst wenige Tage alte Maßnahme, die zur Folge hat, dass für uns Segler nur noch der sehr unruhige äußere Teil bleibt. Dort sind die Fallböen bei Meltemi sehr heftig (mehrfach über 35kn gemessen), im Ostteil beginnt sich schon eine kurze steile Welle zu bilden, die kleineren Booten das Liegen sehr unangenehm machen dürfte. Ich selbst habe für unser 39-Fuß-Boot einen sicheren Liegeplatz mit langer Landleine zum Westufer gefunden. Dort machten auch Gülets fest.  – Die Zeichnung S. 167 ist sehr ungenau: Der Friedhof  befindet sich ungefähr in der Mitte der Bucht. Diese hat an der Westseite eine deutliche Ausbuchtung vor Kiesstrand mit großen Felsbrocken für Landleinen. Allerdings ist dieser Kiesstrand zum Ausbooten ungeeignet, da von Steilwänden umgeben, über die man wohl nur als Bergsteiger das Hinterland erreichen kann. Besser fährt man direkt mit dem Dinghi zum Nordstrand der Bucht.

3. Aliminia
Die Ankerplätze von Aliminia sind trotz Treibgut und einigen Teerklumpen traumhaft schön und lohnen in jedem Fall eine Stopp in absoluter Einsamkeit – auch in der Hochsaison!